An die Gönnerinnen und Gönner der Eselmüller Stiftung
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ (Molière)
Sehr geschätzte Eselfreundinnen und Eselfreunde
Im ersten Halbjahr durften wir zahlreiche neue Spenderinnen und Unterstützer als Wegbegleiter unserer Stiftung begrüssen. Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung!
Ein ebenso grosses Dankeschön gilt natürlich all jenen, die uns schon seit Jahren begleiten. Ohne diese regelmässige Unterstützung könnten wir nicht helfen – so wie in den folgenden Fällen – und auch nicht bereits unser fünfjähriges Jubiläum feiern.
„Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht.“
Dieser Gedanke begleitet uns täglich. Er erinnert uns daran, genau hinzuschauen, Fragen zu stellen und Entscheidungen im Sinne der Tiere zu treffen – so wie kürzlich bei zwei älteren Eseln, die dringend einen neuen Platz benötigten.
Das vernachlässigte Esel-Paar
Die Besitzer konnten sich aus gesund heitlichen Gründen nicht mehr angemes- sen um sie kümmern. Zunächst klang alles vorbildlich: Registrierung, Impfungen, Hufpflege, Zahnarztbesuche – doch Behandlungen stets nur unter Sedation, da die Tiere sich nicht anfassen liessen. Selbst für den Transport waren Beruhigungsmittel vorgesehen. Wir lehnten das entschieden ab. Denn Transporte unter Zwang und Betäubung widersprechen allem, wofür wir stehen.
Stattdessen wurden die Esel ruhig, mit Geduld und ohne Medikamente verladen und sicher an ihrem neuen Pflegeplatz untergebracht.
Dort zeigte sich das wahre Ausmass der Vernachlässigung: Einer der beiden konnte kaum noch kauen. Als die Zahnärztin das Maulgatter anlegte, fielen ihm spontan vier Zähne aus dem Kiefer. Die Behandlung wurde mit viel Sorgfalt und Fachwissen fortgesetzt – endlich ohne Zwang, endlich im Sinne der Tiere.
Diese Erfahrung hat uns wieder einmal vor Augen geführt: Es reicht nicht, „etwas“ zu tun. Verantwortung bedeutet, wirklich hinzusehen, Missstände zu erkennen und im Interesse der Tiere zu handeln.
Dank Ihrer Unterstützung konnten wir diesen beiden Eseln einen würdevollen Neustart ermöglichen. Und genau dafür danken wir Ihnen von Herzen. Unsere Arbeit geschieht oft leise – aber nie bedeutungslos. Es ist Ihr Vertrauen, das uns diese Arbeit ermöglicht. Nicht jeder Einsatz führt zum Happy End – aber jeder Einsatz zählt.
Nur noch eine Last
Das zeigt auch ein besonders trauriger Fall eines älteren Wallachs, der scheinbar „ganz normal“ bei einer Familie lebte. Doch trotz deutlich sichtbarem Senkrücken und Untergewicht – verborgen unter dichtem Fell – ritt man regelmässig auf ihm. Niemand wollte sehen, dass der Esel längst nicht mehr konnte. Erst als ein eitriger Nasenausfluss auftrat, wurde ein Tierarzt gerufen – die Zähne wurden leicht geraspelt. Doch die oberflächliche Behandlung änderte nichts an den gravierenden Zahnproblemen. Nach dem Tod seines Gefährten wurde der Esel abgegeben – er war nur noch eine Last.
Unsere engagierte Pflegeplatzanbieterin holte ihn ab und erkannte sofort, dass hier mehr im Argen lag. In der Klinik zeigten Röntgenbilder massive Zahnprobleme – Eiterzähne mussten entfernt werden. Der Eingriff verlief gut, doch der Wallach war zu schwach, sein Immunsystem zu stark geschwächt. Eine Kolik wurde ihm schliesslich zum Verhängnis. Wir mussten ihn schweren Herzens gehen lassen.
Das lange, stille Leiden
Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Esel oft lange, sehr lange, still leiden. Und dass genau deshalb jede aufmerksame Beobachtung, jede frühzeitige Hilfe und jedes Engagement so unglaublich wichtig ist.
Diese beiden Schicksale haben uns sehr beschäftigt. Gibt es wirklich Menschen, die ein Tier über Jahre hinweg leiden lassen – ohne es zu sehen?
Leider ja. Deshalb fordern wir dringend Veränderungen: Schulung vor einem Eselkauf wäre sehr angebracht und damit verbunden ein verpflichtender Sachkundenachweis für Eselhalter wäre ein sinnvoller Schritt. So könnten angehende Eselhalter vor dem Kauf grundlegende Kenntnisse erwerben.
Auch das Chippen und Registrieren der Tiere muss konsequent durchgesetzt werden – zum Schutz der Esel und mit Konsequenzen bei Nichtbeachtung, denn es gibt Menschen, die besser keine Esel halten sollten.
Bei aller Sorge um Notfälle möchten wir aber auch die schönen Seiten unserer Arbeit nicht vergessen.
Umbau abgeschlossen
In unserer Eselfachstelle hat sich in den letzten Monaten viel getan: Der Umbau im „Stöckli“ ist abgeschlossen, die Räume sind liebevoll gestaltet. Das neue Büro ist vollständig eingerichtet, ebenso steht der Schulungsraum kurz vor der Fertigstellung.
Neu ist auch die „Gourmet-Küche“. Im früheren „Eselstübli“ werden künftig gesunde Leckereien für unsere Esel zubereitet. Unsere Mitarbeitenden gestalten alles mit viel Herzblut zum Wohle der Tiere.
Aktuell widmen wir uns dem Garten: Eine Biodiversitätswiese mit Rundweg sowie ein Kräutergarten für die Esel sind geplant – ein Ort zum Verweilen, Lernen und Staunen.
Damit Sie all das selbst erleben können, laden wir Sie herzlich ein, mit uns 5 Jahre Eselmüller-Stiftung und die Eröffnung unserer neuen Geschäftsstelle zu feiern.
- Einladung zum Jubiläum am 06. + 07. September in Grasswil -> alle Infos unter hier
- Auch der neue Esel-Kalender 2026 wird an diesem Tag erhältlich sein.
Mit grossem Dank und viel Zuversicht blicken wir auf die kommenden Monate. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir neue Wege beschreiten, Projekte zum Leben erwecken und konkrete Verbesserungen für das Wohl der Esel erreichen. Ihre Unterstützung gibt uns die Kraft und die Mittel, unsere Vision in die Tat umzusetzen
“Schritt für Schritt, Herz an Herz.“
Herzliche Grüsse
Eselmüller-Stiftung





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