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Strafen oder Loben?

von | 13. Mai. 2016

In der Pferdewelt gibt es Strafen und Loben in unserem Sinn nicht.  In der Pferdewelt gibt es positive und negative Verstärkung. Der Unterschied dazwischen ist der Zeitpunkt des Geschehens.

Positive und negative Verstärkung

Autor: Berni Zambail

Zu diesem Thema möchte ich zuerst ein paar grundsätzliche Dinge sagen.

Ich bin überzeugt, dass es in der Pferdewelt Strafen und Loben in unserem Sinn nicht gibt. In der Pferdewelt gibt es positive und negative Verstärkung. Der Unterschied dazwischen ist der Zeitpunkt des Geschehens.

Wohlverdientes Lob

Positive (im Sinne von Bejahend) oder negative (im Sinne von Verneinend) Verstärkung muss unmittelbar nach dem Geschehen passieren, so dass das Pferd es mit seiner Aktion in Verbindung bringen kann. Loben und Strafen geschieht im Sinne des Menschen vielfach später, das heisst, das Pferd kann keinen direkt Zusammenhang mit seiner Aktion erkennen.

Wenn ein Pferd z.B. mit einigen Fehlern aus dem Springparcours kommt und dann auf dem Abreiteplatz „korrigiert“ wird, kann es die Korrektur nicht mehr mit den im Parcour gemachten „Fehlern“ in Verbindung bringen. Das gleiche gilt, wenn es nach einem erfolgreichen Turniertag am Abend in der Boxe eine extra Portion Karotten bekommt. Auch da kann es keinen Zusammenhang zu den Ereignissen auf dem Turnierplatz herstellen.

Beschreibung
Wohlverdientes Lob

Wie „lobe“ ich ein Pferd?

Hier geht es in erster Linie darum zu verstehen, was für ein Pferd wichtig ist. Ich weiss, dass in der Pferdewelt Komfort – Wohlbefinden – Pausen sehr wichtig sind.

Wenn ein Pferd etwas gut macht, zeige ich ihm, dass ich zufrieden bin, indem ich das Pferd streichle und/oder eine Pause gebe, so dass es Zeit hat, über das Geschehene nachzudenken. Streicheln und Pausen erzeugen Komfort und Wohlbefinden.

Hat das Pferd beim Reiten etwas aussergewöhnlich gut, ja sogar perfekt gemacht, halte ich sofort an, springe ab, löse den Gurt und bringe es in den Stall oder auf die Koppel.

Wann „strafe“ ich ein Pferd?

Als erstes versuche ich, meine Übungen so zu stellen, dass ich nicht negativ verstärken muss.

Die positive Verstärkung ist sehr viel effektiver als die Negative.

Ich versuche die gewünschten Aufgaben einfach und die Unterwünschten etwas schwieriger, „weniger komfortabler“, zu gestalten. Auf diese Weise hat das Pferd die Wahl. Wenn ich die Übungen clever gestalte, wird das Pferd mit grösster Wahrscheinlichkeit die einfachere, also die richtige Variante wählen und ich kann positiv verstärken.

Stellenwert von Konsequenz und Leckerli usw

Der Umgang mit Pferden ist im Endeffekt die Schulung und Erziehung unserer eigenen Persönlichkeit auf der einen Seite und die des Pferdes auf der anderen Seite.

Bei jeder Erziehung ist Konsequenz einer der wichtigsten Punkte. Sie stellt einen Wert dar, welcher unseren Partnern (in diesem Fall das Pferd) hilft herauszufinden, woran sie mit uns sind.

Wenn wir lernen konsequent zu sein, schafft das sehr viel Klarheit. Diese Klarheit ist die Grundlage für eine funktionierende Partnerschaft. Konsequent zu sein heisst auch, konsequent richtiges Verhalten positiv zu verstärken. Dabei sind Streicheleinheiten ein weiteres wertvolles Hilfsmittel. Bei bestimmten Pferdepersönlichkeiten können auch Leckerli hilfreich sein, aber nur wenn sie geschickt eingesetzt werden.

Dominanz und Partnerschaft

Pferde sind natürliche Folger und suchen natürliche Führer. Wenn sie sich nicht geführt fühlen, müssen sie selber führen, dies ist das Gesetz der Natur.

Um im Umgang mit Pferden erfolgreich zu sein, muss ich lernen mich wie ein Alphapferd zu benehmen. Dies beinhaltet einen gewissen Grad an Dominanz, aber auch das Wissen darüber, wie sich ein Pferd verhält, wie es denkt, wie es fühlt und wie es spielt. In der Wildpferdeherde trifft die Leitstute die wichtigen Entscheidungen, z.B. die Suche von Wasser, guten Weidegründen, allenfalls Flucht usw, der Leithengst stärkt ihr dabei den Rücken und verteidigt die Herde. Ihre Aufgabe ist das Wohlergehen der Herde. Um dies tun zu können braucht sie einen gewissen Grad an Folgsamkeit von jedem Mitglied ihrer Herde. Stellen wir uns vor, was passieren würde, wenn einige Mitglieder der Herde mit ihr diskutieren möchten, wenn sie eine lebenswichtige Entscheidung getroffen hat!

Wenn wir Menschen uns mit Pferden beschäftigen, brauchen wir von ihnen auch einen gewissen Grad an Folgsamkeit. Dies ist sehr wichtig, damit sie uns überhaupt erlauben, ihnen zu erklären, was wir gerne von ihnen hätten oder dass sie in gewissen Situationen keine Angst haben müssen. Je besser wir den Pferden die Welt der Menschen erklären können, umso besser können sie sich darin zurecht finden. Dies bildet die Basis, auf welcher wir eine Partnerschaft mit einem Pferd aufbauen können.

Ein aufmerksames Pferd
Ein aufmerksames Pferd

Für mich ist das Ziel der Ausbildung einen mitdenkenden Partner zu bekommen, der seinen Job kennt und gelegentlich unsere Unzulänglichkeit oder kleinen Fehler ausgleicht.

Pferde sind uns körperlich derart überlegen, dass sie in unserer Gegenwart eigentlich NICHTS müssten; aber sie tun es trotzdem. Darum ist es besser, wenn wir versuchen miteinander zu gehen, statt gegeneinander.

Quelle: zambail.com

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