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Shiatsu für Pferde – Körper und Seele berühren

von | 6. Dez. 2022

Die Methoden und Techniken der fernöstlichen Medizin sind bei uns längst etabliert und anerkannt.  Shiatsu, wörtlich mit “Fingerdruck” zu übersetzen, wird in der Schweiz von rund tausend professionellen Shiatsu-Therapeutinnen und -Therapeuten am Menschen praktiziert. Die Basis bilden uralte medizinische Massage-Techniken aus China und Japan, welche den inneren Ausgleich des Organismus fördern und vorhandene Probleme ganzheitlich angehen. 

Shiatsu für Pferde – mehr als Wellness

Körper und Seele berühren

Autoren: Verena Schläfli / Ben Kron – Dieser Artikel gibt es auch als PDF zum Download

Die Methoden und Techniken der fernöstlichen Medizin sind bei uns längst etabliert und anerkannt.  Shiatsu, wörtlich mit “Fingerdruck” zu übersetzen, wird in der Schweiz von rund tausend professionellen Shiatsu-Therapeutinnen und -Therapeuten am Menschen praktiziert. Die Basis bilden uralte medizinische Massage-Techniken aus China und Japan, welche den inneren Ausgleich des Organismus fördern und vorhandene Probleme ganzheitlich angehen. 

So unterstützt die Technik gemäss der Shiatsu Gesellschaft Schweiz “bei chronischen und akuten körperlichen Beschwerden, bei seelischen Belastungen sowie bei innerer Unruhe.” Shiatsu sei weiter “angenehm, befreiend und entspannend und hilft, das natürliche Gleichgewicht wiederzufinden; ist somit Therapie für Körper, Seele und Geist.” Daher decken die meisten Krankenkassen die Therapiekosten für Shiatsu über eine Zusatzversicherung ab.

Die Wirkungsweise ist dabei bei Menschen und Tieren sehr ähnlich: Die alten Massagetechniken, auf welchen das Shiatsu fusst, wurden früher zum Beispiel bei Transportpferden angewendet und bei Schlachtrössern, die man fit für den Krieg halten wollte. 

Verena Schläfli wendet Shiatsu am Pferd an

Ganzheitliche Methoden auch für das Tier

Mit dem zunehmenden Bewusstsein für ganzheitliche Methoden erfährt auch das Tier-Shiatsu bei uns wachsenden Zuspruch. Es verfolgt einen Ansatz der Achtsamkeit, die ihrerseits als Grundlage für den Umgang mit Tieren immer mehr ins Zentrum rückt. Shiatsu-Behandlungen sind achtsam und ganzheitlich, da sie im Zusammenspiel zwischen Mensch und Pferd stattfinden und sich an den Bedürfnissen und Äusserungen des Tieres orientieren. Dank dieser umfassenden Betrachtungs- und Herangehensweise können auf körperlicher wie mentaler Ebene Entwicklungen unterstützt werden, die das Wohlbefinden des Pferdes nachhaltig fördern. Auch bei Haustieren wie Hunden oder Katzen zeigen Shiatsu-Sessions schöne Erfolge.

Ein gutes Beispiel für die mitunter indirekte Wirkung der Technik erlebte ich bei der Behandlung eines Wallachs, die eine Schülerin von mir im Rahmen eines Tutoriums vornahm. Gemäss der Besitzerin des Pferdes, die bei der Behandlung anwesend war, ging es dem Wallach gesundheitlich gut; nur beim Galoppieren lief er nicht rund, das habe er noch nie gekonnt.

Die angehende Shiatsu-Therapeutin entfernte beim Pferd im Rahmen der Behandlung die belastenden Energien, vor allem im hinteren Bereich und arbeitete danach intensiv mit den Chakren. Dies sind, verkürzt erklärt, sieben auf der Körperachse befindliche, miteinander verbundene Energiezentren. Sie sind nicht Bestandteil des klassischen Shiatsu, in der klassischen chinesischen Medizin wird aber sehr wohl Bezug darauf genommen. Chakraarbeit ist daher eine wertvolle Ergänzung einer Shiatsu-Behandlung.

Wenn sich traumatische Erlebnisse manifestieren

Während der Behandlung konnten wir beobachten, dass im Inneren des Wallachs einiges vor sich ging, seine ganze Mimik und Körperhaltung war entspannt und seine Aufmerksamkeit tief nach innen gerichtet. Auch ich wurde berührt durch die wunderschöne Arbeit meiner Schülerin und des Pferdes, und die Besitzerin, die ein bisschen abseits sass, begann sogar zu weinen: Sie spürte, wie sich bei ihrem Pferd etwas Traumatisches löste, das mit viel Schmerzen verbunden gewesen war. Bei mir verfestigte sich ein Gefühl, das ich bereits bei der Anamnese vage gehabt hatte: Bei der Kastration des Wallachs könnte etwas für das Tier Traumatisches passiert sein.

Die Shiatsu-Behandlung verlief sehr stimmig, und am Ende war der Wallach sichtbar entspannt. Er bewegte sich auch irgendwie runder. Die Besitzerin ihrerseits war noch Stunden danach aufgewühlt, wie sie meiner Schülerin später berichtete. Mit etwas zeitlicher Distanz kam ihr zudem in den Sinn, dass die Kastration damals ein schlimmes Erlebnis für das Pferd gewesen war: Es war grob auf den Rücken gelegt und ohne Schmerzmittel, nur mit einer leichten Sedierung, dem Eingriff unterzogen worden.

Dieses traumatische Erlebnis hat sich im Wallach tief festgesetzt und zu Verspannungen geführt, die in den unrunden Galopp mündeten. Die Shiatsu-Behandlung ist dieses Thema angegangen und hat es, auch bei der Besitzerin, an die Oberfläche geholt. Mit der Behandlung wurden die Symptome des Tieres nicht direkt angegangen (wir wussten das ja nicht), und trotzdem zeigte der Wallach schon nach dieser einen Sitzung eine Besserung, was die Besitzerin meiner Schülerin begeistert mitteilte: Der Wallach galoppierte plötzlich ganz harmonisch!

Positive Wirkung auf die Gesamtbalance

Das Shiatsu hat positiv auf die Gesamtbalance des Tieres gewirkt und so indirekt das traumatische Ereignis adressiert, das für ein starkes Ungleichgewicht und letztlich den unrunden Gang gesorgt hatte. Die erste Behandlung konnte somit einen Anfang machen und eine Besserung des Gesamtzustandes des Wallachs einleiten. Ideal ist natürlich eine Reihe von Behandlungen: So kann das Shiatsu den Prozess der Besserung und Linderung wirkungsvoll unterstützen.

Bei einem weiteren Tutorium mit einer Schülerin zeigte sich die Wirkungsweise der Methode auf eine ganz andere, eindrucksvolle Weise: Hier ging es um eine temperamentvolle Vollblutstute; die anwesende Besitzerin mutmasste, eine Behandlung könnte schwierig werden.

Tatsächlich aber war die Session für das Pferd und die Therapeutin sehr schön und harmonisch. Es begann mit intensiver Faszienarbeit, worauf die Stute stark reagierte, da sie im Rücken offenbar Verspannungen plagten. Danach wurde der Blasenmeridian gründlich bearbeitet, wobei das Pferd trotz vieler lästiger Fliegen sehr entspannt blieb.

Das Feedback der Klientin war danach umso erstaunlicher: Sie berichtete, dass sie am Tag nach der Behandlung mit der Vollblutstute und ihrem manchmal etwas flegelhaften Jungpferd als Handpferd einen Ausritt unternahm. Dabei habe ihre Stute den Jungspund erstmals in aller Deutlichkeit zurechtgewiesen – was diese zuvor noch nie getan hatte.

Der Hintergrund: Die Besitzerin erzählte, dass sie erst kürzlich ihr altes Pferd hatte einschläfern lassen müssen. Vielleicht war sie durch die Krankheit und den Tod dieses Pferdes stärker emotional belastet, als ihr dies bewusst war? Es schien, als hätte sich diese Trauer, die Sorgen und damit verbundene Anspannung auf ihre sensible Stute übertragen. Die Shiatsu-Behandlung nun hat das Tier nicht nur entspannt, sondern auch wieder in seine Stärke gebracht. So war es der Fuchsstute möglich, beim Ausritt das Jungpferd in die Schranken zu weisen, wo sie es für angezeigt hielt.

Shiatsu am Pferd

 

Der Fluss der Energien im Körper

Bei beiden Behandlungen lässt sich die ganzheitliche Wirkung vom Shiatsu beobachten. Durch diesen Ansatz, ganzheitlich im Hier und Jetzt zu arbeiten, werden vorhandene Themen an die Oberfläche gebracht und damit ein wichtiger erster Schritt geleistet, um die innere Balance des Pferdes auszugleichen. Im ersten Fall konnte die Therapeutin eine Auffälligkeit des Tieres, hier eine unsaubere Gangart, angehen und eine sanfte Veränderung herbeiführen, ohne sich auf die mechanisch womöglich betroffenen Hüftgelenke, zu konzentrieren. Die Behandlung widmete sich dem allgemeinen Fluss der Energien im Körper, förderte deren Ausgleich und damit auch die Entspannung und Selbstsicherheit des Tieres. Es konnte wieder runder laufen und auch mehr Freude daran entwickeln. Und ein ruhiges, selbstsicheres Pferd, das Freude erleben kann, hat, wie man weiss, stärkere Abwehrkräfte und verfügt über eine bessere Selbstheilung als ein von alten Traumata belastetes Tier.

Bei der zweiten Behandlung handelte es sich um ein gesundes, aber unter der Oberfläche tendenziell nervöses Pferd, sehr verbunden mit seiner Besitzerin und daher die innere Anspannung seiner Besitzerin mittragend. Shiatsu hat hier die Trauer der Besitzerin an die Oberfläche gespült und zugleich der feinfühligen Stute mehr körperliche wie auch seelische Entspannung verschafft. Auch hier war es ein in seiner Mitte ruhendes Pferd, das das überbordende Handpferd zurechtweisen und so die Lage selber klären konnte.

In beiden Fällen förderte das Shiatsu die innere Ausgeglichenheit und die Selbstheilung des Tieres. Diese wiederum unterstützen ein Lebewesen bei allen körperlichen, mentalen oder seelischen Schwierigkeiten, ohne diese ins Zentrum der Behandlung zu rücken oder gar direkt physisch zu adressieren. Eine erfolgreiche und stimmige Shiatsu-Behandlung ist vielmehr, stets das ganze Tier zu betrachten und vom Problemfokus wegzukommen, der sich Symptomen widmet und diese durch einen direkten Angriff zu bekämpfen sucht: Dieser Ansatz darf getrost der Schulmedizin überlassen werden.

Eine langjährige Kundin meinte vor kurzem zu mir: Unser Pferd ist eigentlich das gesundeste hier im Stall.

Wann gönnst Du Deinem Pferd eine Shiatsu-Behandlung?


Behandlung am Bein

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