Proteine steuern als molekulare Hochleistungsmaschinen die biochemischen Aktivitäten des Stoffwechsels. Ihre Aufgaben sind genauso vielfältig wie ihre Strukturen, die fĂźr ihre Funktionen ausschlaggebend sind. Sie ermĂśglichen Zellbewegungen, transportieren Zwischenprodukte des Stoffwechsels – auch Metaboliten genannt – erkennen Signalstoffe, sind zuständig fĂźr die Hormone und noch vieles mehr.
Energie – Proteine – Fette in der PferdefĂźtterung
Autorin: Michaela von Zerssen, PferdeGesundheitSchweiz
Teil 2 â Proteine
Es ist ein wunderschĂśner Maitag bei sommerlichen Temperaturen von fast 30 Grad im Schatten. Ich schaue aus dem Fenster und erfreue mich am Anblick der Pferde, die auf der Weide stehen und voller Freude das saftige GrĂźn kauen. Gras ist schon etwas Faszinierendes – wenn jetzt vielleicht einige vorschnell bejahen mĂśchten; es ist nicht das Gras zum Rauchen gemeint. Ich spreche vom Aufbau, der Wandlungsfähigkeit der Pflanze und der gesamten Struktur.
Ganz ehrlich, hast Du Dir schon einmal Gedanken Ăźber Gras gemacht?
Aufbau von Weidegras
Das Vegetationsstadium des Weidegras ist abhängig von der Jahreszeit. Im Frßhling und im Herbst ist es am rohfaserärmsten, dafßr weisen einige Gräserarten einen hohen Eiweissgehalt und bestimmte Zuckerarten in grÜsseren Mengen auf, die fßr das Pflanzenwachstum benÜtigt werden.
Im Sommer, wenn das Gras hÜher wird, benÜtigt es mehr Stabilität, dazu bildet es vermehrt Lignin und fßhlt sich grobstängeliger an.
Gras besteht grĂśsstenteils aus Wasser
Bis zu 90% Wasser befinden sich im Gras, was sich beim Pferd in Form eines Grasbauchs äussern kann. Oft quittiert der Pferdedarm diese im Frßhjahr ungewohnte Wasseranflutung mit Kotwasser, da der Dickdarm mit der Wasserrßckresorption ßberfordert ist. Ebenfalls fehlt ihm der gewohnte Rohfasergehalt aus dem Heu, es entsteht eine unerwßnschte Bakterienbesiedlung im Darm. Eine Wiederherstellung der Mikrobiota fßhrt zu einer Therapiedauer von bis zu einem Jahr.
Wie das verhindert werden kann, kannst Du dem Bericht „Das Anweiden im FrĂźhling“ von unserem Profi Berni entnehmen.
Nicht nur der Frßhling ist Hufrehezeit! Im Herbst sollte die Umstellung auf die kommende Stallsaison zur Anpassung des Darmmillieus und der Darmaktivität durch die vermehrte Verfßtterung von Rohfasern ebenso langsam erfolgen wie vom Winterstall auf die Sommerweide!
WofĂźr benĂśtigen Lebewesen Ăźberhaupt Eiweisse?
Eiweisse â auch Proteine genannt – sind MolekĂźle, die aus Aminosäuren aufgebaut sind. Sie sind die Voraussetzung fĂźr die Struktur und Funktion der lebenden Zelle.
Proteine steuern als molekulare Hochleistungsmaschinen die biochemischen Aktivitäten des Stoffwechsels. Ihre Aufgaben sind genauso vielfältig wie ihre Strukturen, die fĂźr ihre Funktionen ausschlaggebend sind. Sie ermĂśglichen Zellbewegungen, transportieren Zwischenprodukte des Stoffwechsels – auch Metaboliten genannt – erkennen Signalstoffe, sind zuständig fĂźr die Hormone und noch vieles mehr.
Achtung beim Futterplan
Keinesfalls lässt sich diese Rechnung machen:
MÜglichst viele Proteine = schÜn + viel Hirn + gesund + muskulÜs + gross. Im Gegenteil, eine falsch berechneter Futterplan ist der häufigste Grund fßr die steigende Anzahl erkrankter Freizeitpferde.
Tierärzte und Therapeuten geben sich die Tßrklinke in die Hand, ohne am Ende wirklich einen Erfolg aufzeichnen zu kÜnnen.
Zuviel Protein ist schädlich
Pferde ertragen kurzfristig bis zur dreifachen Menge des benÜtigten Proteinbedarfs. Da der Ab- und Umbau von Proteinen unter einem geringen Energieaufwand stattfindet, fehlt diese Energie bei einer zu grossen Proteinzufuhr dem Pferd fßr die Leistungsanforderung. Auch bleiben Pferde häufig mager, obwohl genßgend Futter vorhanden ist. Anstelle einer Anpassung des Futterplans, wird dem Pferd noch mehr Futter in den Trog geworfen.
Beim Zerlegen der Proteine wird Ammoniak frei. Gelangt dieses ins Blut, weil die Leber und die Nieren mit dem Abtransport ßberfordert sind, kann dies zu folgenden unerwßnschten Veränderungen fßhren:
- Nervosität
- klammes Gangbild, da die Muskulatur unter diesem chemisch ungĂźnstigen Einfluss leidet
- â im schlimmsten Fall zeigen sich Gangunreinheiten
- â ein Aufbau der Muskeln gestaltet sich schwierig
- Kotwasser bis heftige Durchfälle treten auf durch die Veränderung des pH-Wertes im Darm
Proteinbedarf eines Pferdes
Nun mĂśchtest Du sicherlich an dieser Stelle erfahren, wie hoch der Proteinbedarf Ihres Pferdes ist. Dieser, wie auch der Energiebedarf, errechnet sich nach folgenden Kriterien:
- Alter
- Rasse
- typenspezifische Eigenschaften wie kalt-/heissblĂźtig etc.
- Trainingsplan
- Gesamterscheinungsbild wie Gewicht, Fettverteilung
- allfällig vorhandene Erkrankungen des Tieres
Wie Du erkennen kannst, ist es nicht getan, einfach so ßber den Daumen geschätzt eine Angabe zu machen.
Um genaue Berechnungen und eine Futteroptimierung anzustreben, muss ein ausgewiesener und qualifizierter Ernährungsberater zugezogen werden.
Eine wunderschĂśne Zeit wĂźnsche ich Euch
Eure Michaela von Zerssen
0 Kommentare