In welcher Arbeitsstufe steht mein Pferd und wieviel Futter braucht es dafür? Michael von Zerssen stellt Dir eine wichtige Frage zur Fütterung Deines Pferdes.
Leicht – Mittel – Schwer
Dies ist Teil 4 einer kleinen, zeitlosen Challenge, die wir im 2018 für Pferdefreunde lancierten.
In welcher Arbeitsstufe steht mein Pferd und wieviel Futter braucht es dafür?
Eine Inspiration von Michaela von Zerssen, PferdeGesundheitSchweiz
Die Antwort erhältst Du in 4 einfachen Schritten
Du wirst in dieser Aufgabe erfahren, ob Dein Pferd zuviel oder zuwenig Energie über das Futter erhält. Solltest Du zum Schluss kommen, dass der Futterplan Deines Pferdes überarbeitet werden soll, dann empfehlen wir Dir, Dich an eine dafür ausgebildete Fachperson zu wenden.
Die Aufgabe
Schritt 1 – Was macht eigentlich mein Pferd den ganzen Tag so?
Überlege Dir ganz realistisch folgende Punkte und notiere diese:
- Wie oft bewege ich mein Pferd pro Woche unter dem Sattel oder vor der Kutsche, ist das täglich? Oder fehlen regelmässig 1 bis 3 Tage?
- Wie viele Minuten Schritt reitest/fährst Du pro Ritt/Fahrt? Mache Dir diese Gedanken ebenfalls mit Trab und Galopp. Nimm am besten einmal eine Uhr mit und messe die Zeit, in den verschiedenen Gangarten. Verändere aber deshalb nicht Deine Arbeitsgewohnheit 😉
- Wie oft pro Woche wird Dein Pferd gesprungen, Dressur gearbeitet?
- Wie viele Turniere reitest Du monatlich?
- Wird Dein Pferd für die Zucht verwendet?
- Wie ist das Gelände, wo wir ausreiten, eher flach, manchmal hügelig oder ist es ein ewiges rauf und runter?
- Wie sind die Haltungsbedingungen?
- a. Mein Pferd ist der Kälte/Hitze, extremen Witterungen ausgesetzt
- b. Offenstallhaltung
- c. Weidehaltung in einer aktiven Herde
Anhand der Antworten, die Du aus den Fragen erhältst, kannst Du nun abschätzen, ob Dein Pferd in die leichte, mittlere oder anspruchsvolle Arbeitsstufe gehört. Bist Du Dir nicht sicher, in welche Arbeitskategorie Du Dein Pferd einteilen sollst, erhältst Du auf unserer Homepage Beispiele für jede Arbeitsstufe.
Hier findest Du die Beispiele
Es ist keine Registrierung nötig. Du musst aber diesen Code eingeben: 4myHorseCh
Schritt 2 – Gewicht des Pferdes
Hast Du die Arbeitsstufe eingeschätzt, so schätze das Gewicht Deines Pferdes. OHNE Waage und notiere Dir das. Danach, lässt Du entweder jemanden mit einer Pferdewaage auf den Hof fahren oder fährst mit dem Anhänger auf die Waage beim Landi (für Nicht-Schweizer: eine Genossenschaft der Bauern) und wiegst Dein Pferd. Die meisten verschätzen sich häufig, was das Gewicht des Pferdes angeht. Wichtig ist diese Information auch für Medikamente oder Entwurmungsmittel.
Schritt 3 – Auswahl des Energiebedarfs
Nachdem Du Dein Pferd gewogen und in eine Arbeitskategorie eingestuft hast, kannst Du anhand der Tabelle, die Du auf unserer Homepage findest, den Energiebedarf ablesen.
Hier findest Du die Tabelle
Es ist keine Registrierung nötig. Du musst aber diesen Code eingeben: 4myHorseCh
Schritt 4 – Das Finale! Der aktuelle Futterplan
Nun kannst Du genau notieren, wieviel Futter Dein Pferd erhält.
- Nimm eine Kofferwaage oder ähnliches und wiege in einem Heusack die Heu-, Luzernemahlzeiten ab.
- Ebenso die Kraftfuttermenge oder andere Müeslis in Gramm.
Information:
- Auf den Säcken des Kraftfutters/Luzerne und anderen Futtermitteln stehen die Energieangaben in ME oder sind erkennbar an MJ.
- Heu variiert sehr stark in der Qualität und liefert deshalb unterschiedlich viel Energie. Diese befindet sich aber durchschnittlich zwischen 6 und 6.9 MJ pro kg.
- Stroh beinhaltet ca. 4 MJ pro kg.
Beispiel:
Du hast ganz realistisch Dein 500 kg schweres Pferd in der leichten Arbeitsstufe eingeteilt. Keine Sorge, die meisten Pferde befinden sich in dieser Kategorie, das ist absolut in Ordnung. Dann erhält Dein Pferd:
- 10 kg Heu (6,9 MJ/kg)
- + 2 kg Stroh (4 MJ/kg)
- + 600 gr Hafer (11 MJ/kg – Energieangaben stehen auf dem Futtersack unter MJ oder ME)
- + 1 dl Öl (3.8 MJ)
- ca. 87.8 MJ tägliche Zufuhr über das Futter.
Wichtiger Hinweis: Ein Pferd benötigt eine tägliche Raufutterzufuhr von 2-3% seines Körpergewichtes.
Das Auge
Die Energieangaben in der Tabelle variieren so stark, da nicht jedes Pferd das Futter gleich gut verwertet und es innerhalb der verschiedenen Arbeitsstufen zusätzliche Abweichungen gibt wie die Gegebenheiten des Geländes. Dies wäre aber nun definitiv zu kompliziert.
Um es für Dich einfacher zu machen, benutze hier Dein geschultes Auge um die Figur Deines Pferdes in dünn, dick oder «ahhh! Es ist einfach absolut perfekt (♡˙︶˙♡)» einzuteilen.
Falsch wäre jedoch, einem zu dünnen Pferd, das über das Futter schon genügend Energie erhält, noch mehr Futter einzuwerfen mit der Idee, es aufzufuttern. Dasselbe gilt bei einem phlegmatischen Charakter. Die Probleme können ganz wo anders liegen.
Hat Dein Pferd ständig Flausen im Kopf und erhält zu viel Energie über das Futter, sieht jedoch absolut perfekt aus, also nicht zu dick oder zu dünn, muss allenfalls die Futterzusammenstellung verändert werden.
Die Achtsamkeit
Viele unerwünschte Eigenschaften des Pferdes wie Nervosität, Leistungseinbrüche, undefinierbare Lahmheiten bis zu Stoffwechselstörungen sind die Folgen von Fehlfütterungen. Jeder Pferdebesitzer und Reiter möchte nur das Beste für seinen vierbeinigen Partner. Deshalb wird zu oft zu gut und zu viel gefüttert. Mit dieser Challenge möchte ich Deine Aufmerksamkeit auf den Arbeitseinsatz und den dazugehörigen Energiebedarf Deines Pferdes lenken. Dank dem erworbenen Basiswissen nach dieser 4-Schritte-Übung kannst Du vielleicht bereits etwas Positives bewirken. Bitte denke aber daran, dass noch einiges mehr zu einer optimalen Fütterung als die Berechnung des Energiebedarfs gehört. Bei Unsicherheiten, Erkrankungen Deines Pferdes oder absolut unerwünschten Eigenschaften wende Dich an einen ausgebildeten Ernährungsberater Deines Vertrauens.
Die Expertin
Trotz meinen Ausbildungen und Tätigkeiten im humanmedizinischen Bereich, vielen gesammelten Erfahrungen auf der chirurgischen Abteilung in einer Privatklinik und als dipl. Ernährungsberaterin, ist meine Berufung seit über 20 Jahren die Diätetik des Pferdes und die Pflanzenheilkunde.
Da man bekanntlich nie genug weiss, liess ich mich bei der ATM Deutschland zur Tierheilpraktikerin ausbilden. Mehr zu meiner Person findest Du auf meiner Website.
Das PDF zur Aufgabe findest Du hier
Hier findest Du alle Teile der Challenge
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