Macht und Kontrolle
Wieso Vertrauen besser ist als Macht
Autorin: Patricia Wegmann (erstmals veröffentlicht am 6.7.2016 auf 4my.horse)
Der Mensch war bzw. ist leider seit je her sehr kreativ wenn es darum geht, Macht und Kontrolle zu besitzen. Leider sieht es da im Umgang mit unseren Pferden oft nicht wirklich anders aus…
- Wenn das Pferd nicht genug vorwärts läuft, kommen halt Sporen oder auch heftige Peitschenhiebe zum Einsatz.
- Wenn das Pferd sich schlecht bremsen lässt, wird ein schärferes Gebiss eingesetzt.
- Wenn das Pferd irgendwo nicht durchlaufen will, wird es einfach hindurch geprügelt.
Nur die Spitze des Eisberges
Zugegebenermassen geschieht Vieles aus Unwissenheit und ich möchte auch sagen Unbewusstheit heraus. Doch ich finde:
Es ist Zeit, damit aufzuhören und endlich aufzuwachen!
In der heutigen Zeit, in der Wissen so vielfach und frei zugänglich ist, sollte man nicht einfach gedankenlos an alten Gewohnheiten oder Gegebenheiten festhalten. Stattdessen sollte man sein Handeln und den Nutzen und die Wirkung jeglicher „Hilfsmittel“ stets hinterfragen. Jeder Pferdebesitzer ist ausserdem fähig, mit ein bisschen Empathie und gesundem Menschenverstand abzuschätzen, welche Wirkung verschiedene Massnahmen haben. Man muss dafür eigentlich nur eines tun: Seinen Kopf einschalten und einmal genauer darüber nachdenken, was man da eigentlich tut! Und es nicht einfach tun,
weil alle Anderen es ja auch tun…
Oder um es an einem einfachen Beispiel zu erklären: Nur weil ein neu gekaufter Zaum einen Sperrriemen hat, muss man ihn noch lange nicht gedankenlos verwenden und dem Pferd damit das Maul zuschnüren.
Im Strom mitzuschwimmen ist sehr viel bequemer als zu hinterfragen, was man tut. Doch ich bin davon überzeugt, dass sich für diejenigen, die lernen zu hinterfragen und bereit sind, sich für neue Wege zu öffnen, eine völlig neue Welt auftun wird. Eine Welt im Umgang mit ihrem Pferd, von der sie bisher womöglich noch nicht einmal zu träumen wagten. Eine Welt, in der die Arbeit im Einklang MIT dem Pferd stattfindet und das Wort „Zusammenarbeit“ eine gänzlich neue Bedeutung erhält.
Denn nur wer bereit ist, sich und sein Handeln stetig zu hinterfragen, kann sich für einen Weg des wirklichen Miteinanders öffnen.
Sinn-volles Verhalten
Erinnern wir uns daran: Das Pferd zeigt jedes Verhalten aus einem instinktiven, natürlichen Bedürfnisses heraus – es will uns dabei etwas mitteilen! Zeigt es Widerwillen, sollten wir uns fragen, wogegen und die Ursache für das gezeigte Verhalten suchen. Lässt es sich schlecht bremsen, sollten wir uns fragen, weshalb das so ist und uns womöglich wieder auf die Grundausbildung konzentrieren und lernen mehr mit dem Sitz zu reiten. Läuft es schlecht vorwärts, sollte man sich fragen, was das Pferd ausbremst – ein schlechter Sattel, ein blockierender Reiter, mangelnde Motivation? Es gibt viele Gründe, die einem Pferd das Vorwärts rauben können.
Problemlösung
Statt das Pferd also mundtot zu machen, sollte man sich lieber im Verstehen der Pferdesprache bemühen und lernen zuzuhören. Mein Plädoyer lautet deshalb: Ursachenforschung statt Symptombekämpfung zu betreiben!
Zugegeben, dieser Weg erscheint oft länger und manchmal auch anstrengender. Dafür ist er jedoch nachhaltig! Denn eine prompte Wirkung eines “Hilfsmittels” zeugt eben noch lange nicht von dessen Nachhaltigkeit. Und aus meiner Erfahrung kann ich bezeugen, dass eine nachträgliche Korrektur eines unsachgemässen Umgangs mit dem Pferd oft sehr viel länger dauert, als es stattdessen von Anfang an im Sinne des Pferdes – also PRO PFERD – zu machen.
Wir Alle haben die Wahl – in jedem Moment – für welchen Weg wir uns entscheiden!
Wofür entscheidest DU Dich?
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