Werbung

Seite auswählen

Werbung

Die verlorenen Pferde

von | Feb 1, 2023 | Pferdehaltung

Pferderipper gibt es schon lange: Immer wieder gibt es Berichte über Pferde – überwiegend Stuten – die auf der Weide zumeist an den Genitalien verletzt werden. Manchmal auch so schwer, dass sie nicht mehr zu retten sind. Und auch Pferdediebe gibt es, seitdem Pferde domestiziert wurden. In früheren Zeiten wurde mit Pferdedieben nicht lange gefackelt – im Zweifelsfall wurden sie am nächsten Baum aufgeknüpft. Damals war das Pferd (über-) lebensnotwendig.

Die verlorenen Pferde

Verschwunden, tot und manchmal auch verstümmelt

Gastautorin: Anja Bohm, Aktionsbündnis pro Pferd e.V.

WARNUNG: Die Artikel-Fotos enthalten teilweise verstörende Bilder. Bitte entscheide selber, ob Du sie sehen möchtest. Sie werden erst angezeigt, wenn Du auf das jeweilige Platzhalter-Foto klickst.

Pferderipper gibt es schon lange: Immer wieder gibt es Berichte über Pferde – überwiegend Stuten – die auf der Weide zumeist an den Genitalien verletzt werden. Manchmal auch so schwer, dass sie nicht mehr zu retten sind. Und auch Pferdediebe gibt es, seitdem Pferde domestiziert wurden. In früheren Zeiten wurde mit Pferdedieben nicht lange gefackelt – im Zweifelsfall wurden sie am nächsten Baum aufgeknüpft. Damals war das Pferd (über-) lebensnotwendig.

Heute hat ein gestohlenes Pferd als Sachgegenstand in etwa denselben Stellenwert wie ein geklautes Fahrrad. Dies kommt einer neuen Art von Tätern zu Gute, die seit rund 18 Monaten in Deutschland (und anderen europäischen Ländern) ihr Unwesen treiben: Pferde werden nicht nur klassisch geklaut, sondern entweder vor Ort getötet und verstümmelt – oder sie verschwinden für bis zu 3 Wochen und tauchen dann unvermittelt in unterschiedlichen Verwesungszuständen tot in unmittelbarer Nähe ihres Heimathofes wieder auf. Für die Besitzer der blanke Horror.

Von der Weide entführt

So auch für mich: meine 22-jährige Stute Raggazza wurde in Beverungen-Drenke, wo sie ihre wohl verdiente Rente verbringen sollte, am 29.06.2020, morgens zwischen 9.30 und 10.15 Uhr, tatsächlich von ihrer Weide entführt. Es begann sofort eine Suche bis zu den Abendstunden: mehrere Autos suchten die Umgebung in einem Umkreis von rund 15 Km ab, nachmittags wurde eine Drohne mit Wärmebildkamera eingesetzt, die nochmals alles absuchte – vergebens. Keine Spur von Raggazza. Am darauffolgenden Morgen wurde sie morgens tot im Straßengraben gefunden – genau 30m von der rettenden Hofeinfahrt entfernt. Offensichtlich absichtlich angefahren und dann sterbend im Graben liegen gelassen. Der Täter hatte, so zeigten es die Spuren, in der Hofeinfahrt in aller Seelenruhe gewendet und war dann weg gefahren. Er wurde nie ermittelt.

Ragazza im Concours

Als ich erfuhr, dass sie weg ist, war mir sofort klar, dass sie nicht weggelaufen ist, sondern gestohlen wurde. Ich hatte dieses Pferd 18 Jahre lang und kannte sie in- und auswendig. Sie stand mit ihrem besten Kumpel auf der Weide; sie hätte ihn nie zurück gelassen. Bis nachts habe ich mit Polizei, Pferdeschlachtern, Zoll, Grenzschutz sowie sämtlichen Grenzübergängen nach Polen telefoniert – ohne Ergebnis. Seitdem weiß ich aber, dass an den innereuropäischen Grenzen kein einziger Pferdetransporter kontrolliert wird – egal, ob 2 oder 20 Pferde darauf stehen.

Recherche auf Social Media

Eine Freundin suchte für mich bei Ebay-Kleinanzeigen; sie wusste von einem Fall, wo Jemand sein Pferd darüber bei einem Händler wiederfand. Nichts. Dann kam Facebook ins Spiel: Suchanzeige auf meinem Profil, in sämtlichen Gruppen, die zum Thema passten. Und beim Aktionsbündnis Pro Pferd (auf FB “Notruf Pferd”), das sofort auch seine Reichweite einsetzte. So wurde “Equitrans” auf mich und die verschwundene Raggazza aufmerksam. Dahinter steckt das Ehepaar Conny und Coen, die sich dem Tierschutz verbunden haben und durch Raggazza auf dieses, wie wir da noch glaubten, neue Phänomen aufmerksam wurden. Sie setzten ihrer Reichweite ein – auch ohne Ergebnis.

Nachdem Raggazza gefunden war, war für mich klar: Das ist nicht das Ende. Ihr grausamer Tod war für mich Auftrag, nach den Tätern zu suchen. Nach kurzer Zeit musste ich feststellen, dass ich bei weitem nicht die einzige Betroffene bin.

Ragazza wird gefunden

Hier nur ein kleiner Auszug:

Piko: Rund eine Woche nach Raggazza tauchte die Stute Piko wieder auf, die 3 Wochen verschwunden war. Sie lag tot in einem Entwässerungsgraben zwischen zwei Feldern, nur rund 300 Meter von ihrem Stall in Lübbecke entfernt. Sie war allerdings schon so stark verwest, dass nicht mehr festgestellt werden konnte, ob Körperteile fehlten und wie sie ums Leben gekommen ist.

Fundort von Bahila

Bahila: Im Oktober wurde in Dorsten die 22-jährige Stute Bahila direkt an ihrem Offenstall zunächst getötet. Dann wurden ihr die Vagina, das Euter, ein Auge sowie das rechte Ohr entfernt. Die Körperteile fehlen.

Ein Hengst: Bereits im Herbst 2019 ereignete sich ein besonders perfider Fall in Süddeutschland: In einem kleinen Privatstall wurde einem Hengst bei lebendigem Leibe das komplette Blut abgezapft und zusätzlich ein großes Stück Fleisch aus dem Oberschenkel herausgetrennt. Das Pferd lebte noch, als seine Besitzerin es fand….

Ein Islandpony: Am 22. Dezember 2020 wurde bei Itzehoe ein Islandpony von einem Zug erfasst und starb. Morgens um 7.45 Uhr. Angeblich allein von einer Weide entlaufen, auf der 4 Isländer standen. Schwer vorstellbar, dass das Pony sich keinen Zentimeter zur Seite bewegte, als der Zug kam. Die Vermutung liegt nahe, dass auch dieses Pferd sediert war. Leider gab es zu dem Besitzer keinen Kontakt, so dass wir hier keine weiteren Infos haben.

Surprise: Ebenfalls im Oktober 2020 verschwand die blinde Norweger-Stute “Surprise” von ihrer Weide in Sörup (SH). Die Besitzer entdeckten das Fehlen, als sie die insgesamt 3 Ponys abends von der Weide in den Stall holen wollten.  Von Surprise fehlte jede Spur. Die hinzu gerufene Polizei meinte, Surprise sei weggelaufen. Pferdekenner wissen: ein blindes Pferd bewegt sich nie allein aus seiner gewohnten Umgebung, schon gar nicht ohne “Geleitschutz”. Gemeinsam mit Freunden und Familie begannen die Besitzer, nach Surprise zu suchen.

Surprise liegt erschöpft im Graben

Dabei entdeckten sie Reifenspuren von einem Anhänger samt Zugfahrzeug, Fußspuren, Zigarettenstummel. An einer Stelle des nahgelegenen Bachs wurde augenscheinlich versucht, ein Pferd hineinzuführen. Von Surprise jedoch weiter keine Spur. Erst am nächsten Morgen wurde die 27-jährige Ponystute völlig entkräftet in einem 60cm tiefen Moorgraben gefunden. Vier Stunden später konnte die Feuerwehr das Pferd endlich aus dem Graben bergen. Der Tierarzt musste die Stute mehrfach reanimieren. Surprise überlebte. Doch der Vorfall hat Spuren hinterlassen. Durch eine Blutanalyse wissen wir, dass Surprise stark sediert worden war. Die verwendete “Mischung” lässt darauf schließen, dass Profis am Werk waren – das war kein Zufallsprodukt, sondern bewusst zusammen gestellt.

Surprise wird gerettet

Rund 60 Fälle in 15 Monaten

Inzwischen sind allein in Deutschland rund 60 Fälle aus den letzten 15 Monaten bekannt. Nicht alle endeten tödlich, aber leider viele. Hinzu kamen zahlreiche sonderbare Vorfällen:

Dazu gehört, dass immer sehr ähnliche Personen an verschiedenen Ställen (bevorzugt Offenställe, kleinere private Ställe, aber auch Reitanlagen waren betroffen)  bundesweit beobachtet wurden, die unerlaubt fremdes Eigentum betraten (Stallanlagen oder Weiden) und entweder Pferde fotografierten oder sehr intensiv nach Verkaufspferden fragten, obwohl keine Pferde zum Verkauf angeboten wurden. Darüber hinaus wurden zahlreiche Fahrzeuge gesichtet, die vor allem Offenställe, aber auch Reitanlagen offensichtlich beobachteten und auskundschafteten. Interessanterweise gab es viele Kennzeichen, die behördlich nicht registriert sind – und dasselbe Kennzeichen wurde an verschiedenen Fahrzeugen gesichtet…

Häufig sind Paare unterwegs; immer wieder werden aber auch zwei blonde Frauen gesichtet, deren Beschreibungen sich ähneln. Es wurde aber auch schon mehrfach eine mehrköpfige Familie mit Kindern deutlich unter 10 Jahren auf Koppeln beobachtet, auf denen sie nix zu suchen hat – vor allen Dingen nicht nachts um 12!

Eine Masche scheint auch zu sein, sich als Schrotthändler auszugeben. So können Fremde auf die Höfe fahren, diese auskundschaften und – sofern sie angesprochen werden – dann nach Schrott fragen.

Immer wieder wird im Zusammenhang mit diesen Sichtungen von seltsamen grünen und roten Lichtern berichtet. Dabei kann es sich um elektronische Geräte handeln, die Kameras aufspüren – und diese auch ausschalten können. Zum Teil sicher auch Nachtsichtgeräte.

Es kam aber auch zu anderen seltsamen Vorfällen:

Pferde waren morgens in vertauschten Boxen, Halfter hingen ordentlich an Ort und Stelle. Oder liefen frei im Stall / auf der Anlage, obwohl alles am Abend ordentlich verschlossen worden war.

Pferde liefen nachts (oder auch tagsüber) über Landstraßen oder Autobahnen. Ein besonders schlimmer Fall ereignete sich im Herbst 2020, als 14 Pferde aus einer gesicherten Koppel (auf der sie schon seit Jahren standen) “ausbrachen” und anscheinend in voller Panik auf die Autobahn A14 liefen, einige sprangen sogar über die Mittelleitplanke. Dort ereigneten sich mehrere Unfälle, drei Pferde mussten ihr Leben lassen. Wie durch ein Wunder starben keine Menschen.

Pferde verschwanden von ihrer Koppel und wurden entweder in einiger Entfernung (rund 10 bis 15km) wieder gefunden (ohne äußere Anzeichen einer Verletzung) – oder kamen in völliger Panik nach Hause zurück, zumeist einen Tag später. Wo waren diese Pferde? Wieso entfernt sich ein Pferd plötzlich von seiner Herde 15km weit? Wir wissen es nicht.

Surprise geht es wieder besser

“Plötzlicher Weidetod”

Und immer wieder gab und gibt es den so genannten “plötzlichen Weidetod”: Junge, aber auch ältere Pferde, die plötzlich tot aufgefunden werden. Ohne offensichtliche Verletzungen. Oder ein weiteres Beispiel: Sechs Stuten werden morgens frei laufend auf dem Hofgelände vorgefunden, irgend Jemand muss sie aus ihren Boxen gelassen haben. Ein Stute weist eine etwa Tellergroße, oberflächlich anmutende Verletzung in der Gurtlage auf. Die Wunde wird vom Tierarzt begutachtet und versorgt. Danach geht es der Stute stündlich schlechter, im Verlauf von nur einem halben Tag läuft ihre Lunge voll Flüssigkeit. Nach 24 Stunden ist die Stute nicht mehr zu retten.

In Deutschland sind wir noch verhältnismäßig “gut” dran. Betroffen sind, wie wir inzwischen wissen, viele westeuropäische Länder. Nach Osten ist die Sprachbarriere zu groß, hier wissen wir leider gar nichts. Besonders hart getroffen hat es Frankreich: Bis Februar gab es dort innerhalb von 15 Monaten 500 (!!!) tote Pferde, zuletzt jeden Tag eines. Jedes Alter ist betroffen, auch vor Fohlen oder Oldies wird kein Halt gemacht.

Die große Frage nach dem Warum

Die Fragee nach dem “Warum” haben wir uns mehr als ein Mal gestellt. Schlichte Antwort: Wir wissen es nicht. In Frankreich hat ein Polizeipräsident in aller Öffentlichkeit die Vermutung geäußert, dass es sich um eine Internet Challenge aus dem Darknet handeln könnte. Quasi Ice Bucket Challenge für Hinrkranke: Wer ein Pferd am perfidesten tötet / verletzt, der gewinnt. Darauf gibt es tatsächlich Hinweise, mehr aber auch nicht.

Sicher ist, dass dies keine Zufälle sind. Und wir sind uns sehr sicher, dass zumindest Pferdekenner mit dabei sind. Denn wie sonst lässt es sich erklären, dass Fremde auf einer Koppel ein fremdes Pferd einfangen und von seiner Herde trennen, ohne dass es bemerkt wird, oder an Ort und Stelle töten und mit sauberen Schnitten Körperteile abtrennen?

Wir haben uns auch schon mit Psychiatern in Verbindung gesetzt: Etwa 10% aller forensischen Patienten sind Sadisten, davon wiederum 10-15% Frauen. Und um die teils angewandte saubere Schnitttechnik zu erlernen, reicht ein Praktikum in einer Großschlachterei aus. Wenn ich übrigens von “wir” spreche, so meine ich das Aktionsbündnis Pro Pferd, das sich des Themas angenommen haben und jederzeit ansprechbar ist (www.propferd.org oder auf Facebook unter Notruf Pferd).

Sollte die Vermutung einer Internet-Challenge nicht völlig aus der Luft gegriffen sein, könnte es durchaus sein, dass es unterschiedliche Stufen in diesem “Wettbewerb” gibt.

Wie schütze ich mein Pferd?

Was können Stall- und Pferdebesitzer tun, um ihre Tiere vor Diebstahl zu schützen?

Zwei Dinge: Die Pferde, Ställe und Weiden sichern – und die Infos über jede Art von Vorfall weitergeben an das Aktionsbündnis Pro Pferd und die Polizei. Und die Reichweite von Facebook und anderen sozialen Medien nutzen, um die Informationen möglichst breit zu streuen. Aber Achtung! Auch der “Feind” nutzt soziale Medien, also überlegt genau, was Ihr dort wie äußert.

Weiden sollten möglichst nicht nur durch Stromlitze, sondern auch massive Zäune (Holz) gesichert werden. Entsprechende Tore (aus Holz oder Metall) sind abschließbar. Tore immer abschließen, dann kann man sehen, wenn der Zaun oder das Schloss manipuliert wurde!

Außerdem gibt es inzwischen Geräte, die sofort eine sms oder E-Mail an das Smartphone senden, wenn die Stromspannung entweder stark abfällt oder sogar gänzlich unterbrochen wird. So zum Beispiel das Smart Fencing Programm von Horizont, der sms Zaunalarm von Gallagher, das Weidezaun Alarm System von Voss, der Zaunmonitor, der Poda sms Alarm oder das AKO Fence Control.

Und Kameras!

Hängt so viele Kameras auf wie möglich. Eine günstige Variante sind Wildkameras, aber nicht sehr hilfreich. Denn die müssen erst zeitaufwendig ausgewertet werden, um Hinweise auf ungewöhnliche Vorfälle zu bekommen.

Besser geeignet sind Kameras, die – vergleichbar mit den Zaunüberwachungssystemen – sowohl Alarm auslösen, wenn sie verdeckt oder von extern ausgeschaltet werden (auch solche Vorfälle hat es bereits mehrfach gegeben), als auch ungewöhnliche Vorfälle aufzeichnen und dazu per sms oder E-Mail informieren.

Nicht überall in Deutschland ist das WLAN so stark, dass der Alarm immer und sicher funktioniert. In solchen Gebieten haben sich Kameras bewährt, die – vergleichbar mit einem Babyphone – auf Funkbasis arbeiten. Es existiert eine Vielzahl von Kameras am Markt, passend zu den zahlreichen Stallvarianten. Hilfreichen Rat gibt´s im Internet beispielsweise auf den Portalen www.blick-store.de und www.agrarzone.de. Auf den Webseiten wurden bereits die wichtigsten Auswahlkriterien zusammengefasst. Außerdem gibt´s eine telefonische Beratung.

Weiden können und sollten abgeschlossen werden, Ställe auf keinen Fall. Wenn´s brennt, wird der vermeintlich sichere Stall zur tödlichen Falle. Eine klassische Wahl zwischen Pest und Cholera. Doch wer schon mal einen Brand in einem Pferdestall erlebt hat, wird ganz sicher nie wieder einen Stall abschließen.

Totes Pferd

Anzeige wegen Hausfriedensbruch

Wichtig zu wissen: Wenn ein Fremder ohne Genehmigung den eigenen Grund und Boden betritt, kann dies grundsätzlich als Hausfriedensbruch bewertet werden – nach Einbruch der Dunkelheit unter bestimmten Umständen sogar als versuchter Diebstahl. Dazu kann eine Anzeige bei der örtlichen Polizeidienststelle gestellt werden.

Immer wichtig sind möglichst genaue Beschreibungen: WANN ist WAS WO passiert? WIE sahen die Personen aus, Männer oder Frauen, wie alt waren diese, Größe, Haarfarbe, Kleidung. Dasselbe zum Fahrzeug: War es eine Limousine, ein Kombi,  Sprinter, Geländewagen? Wichtig sind auch Farbe und VOR ALLEM DAS KENNZEICHEN!

Jeder kann einen unverbindlichen Check im Internet durchführen, ob ein Kennzeichen behördlich registriert ist: unter www.mein-wunschkennzeichen.de die beobachtete Zeichenfolge eingeben. Sollte sich herausstellen, dass das Kennzeichen noch nicht registriert ist, unbedingt die Polizei benachrichtigen und die Beobachtungen mitteilen. Ich habe eine Liste mit rund 50 nicht registrierten Kennzeichen, die an 4 verschiedenen Autos gesichtet wurden…

Mein Pferd ist weg – und nun?

Das Pferd ist zwar ein Flucht-, aber auch ein Herdentier. In den seltensten Fällen wird ein Pferd seine Herde (freiwillig) verlassen und so weit auf Wanderschaft gehen, dass es außer Hör- und Sichtweite seiner Artgenossen gerät. Selbst bei Ausbrecherkönigen ist nach 45 Minuten Ortsabwesenheit davon auszugehen, dass ein Fremdverschulden vorliegt. In diesem Fall:

Keine Zeit zu verlieren ist das oberste Gebot!

Sofort Anzeige bei der Polizei gegen Unbekannt wegen Diebstahls erstatten. Kann notfalls auch online erfolgen: unter https://online-strafanzeige.de/ das entsprechende Bundesland auswählen und die jeweiligen Daten eingeben.

Auch die örtliche Polizeidienststelle informieren. Denn sollte das Pferd doch ausgebüxt sein, stellt es eventuell eine Gefahr für den Straßenverkehr dar und kann einen schweren Verkehrsunfall verursachen.

Sollten Spuren vorhanden sein, die ungewöhnlich erscheinen, zumindest per Foto dokumentieren.

Eine Suchaktion organisieren, an der sich nach Möglichkeit mehrere Fahrzeuge beteiligen und gezielt die Umgebung in einem Radius von rund 15 Kilometern absuchen. Ganz wichtig:

Unbedingt sämtliche Gräben absuchen!

Vor allem solche, die schwer zugänglich oder verdeckt sind. Nachbarn, Jäger und umliegende Ställe informieren, klassische Handzettel auch in Supermärkten, Bäckereien oder umliegenden Unternehmen verteilen. Auch dort gibt es Reiter!

Eine Drohne mit integrierter Wärmebildkamera kann die Suche gerade in unwegsamem Gelände unterstützen.

Gleiches gilt für Pettrailer: Analog zu Mantrailern handelt es sich um Hundeführer, deren Vierbeiner speziell für die Suche nach Haustieren ausgebildet wurden. Eine Übersicht über Pettrailer deutschlandweit liefern die Webseiten https://suchhunde-zentrum.de/ und https://www.suchhundeinsatz.de/. Die zum Einsatz kommenden Hunde sind dafür ausgebildet, die Spuren von vermissten Tieren zu verfolgen – und sei es bis zu der Stelle, an der Spuren von einem Anhänger sowie einer Verladeaktion gefunden werden. Sämtliche Spuren nach Möglichkeit per Foto dokumentieren.

Es besteht die Möglichkeit des “einfachen” Diebstahls. Es hat sich tatsächlich schon in Einzelfällen bewährt, www.ebay-kleinanzeigen.de zu beobachten – oder sogar eine Suchanzeige aufzugeben. Allerdings nicht gezielt nach dem eigenen Pferd, sondern eher etwas allgemeiner abgefasst. Vielleicht kann Jemand, der das Pferd gut kannte, das Portal beobachten und Verkaufsanzeigen überprüfen, ob eventuell das eigene Pferd mit einer neuen Identität irgendwo wieder auftaucht. Ganz wichtig: Eher unwahrscheinlich ist es, dass das Pferd in unmittelbarer Nähe weiter verkauft wird. Deshalb bundesweit die Anzeigen beobachten.

Die sozialen Medien nutzen. Bewährt hat sich tatsächlich Facebook: Hier auf dem eigenen Account eine Suchanzeige aufgeben und teilen, teilen, teilen. Kontaktiert werden sollten das Aktionsbündnis pro Pferd sowie der Verein Equitrans i. Gr. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Gruppen, die auf das Thema vermisste oder gestohlene Pferde ausgerichtet sind.

Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich

Es gibt drei Varianten: Das vermisste Pferd taucht nicht wieder auf. Fürchterliche Ungewissheit. In diesem Fall bleibt nicht viel zu tun – man sollte trotzdem innerhalb etwa von sechs Monaten regelmäßig auf Kleinanzeigen-Portalen checken, ob das Pferd eventuell mit neuer Identität angeboten wird. Es hat schon Fälle gegeben, da war eine vermisste Rentnerstute nach 4 Monaten plötzlich 10 Jahre jünger und wurde als Sportpferd angeboten. Nicht selten wird hier mit verbotener Medikation nachgeholfen.

In diesem Fall sollten die Besitzer – auch wenn es schwer fällt – Ruhe bewahren. Einen Besichtigungstermin vereinbaren, ohne sich zu erkennen zu geben. Das Pferd (hoffentlich) eindeutig identifizieren – und zurück kaufen. Erst, wenn das Pferd den Hof verlassen hat, die Polizei informieren und Anzeige wegen Diebstahl erstatten.

Es hat einen Fall gegeben, in dem die Besitzer ihren Tinker-Wallach 450 km von ihrem Wohnort entfernt bei einem Händler zweifelsfrei identifizierten. Sie glaubten sich im Recht, verständigten sofort die Polizei und drängten auf Herausgabe ihres Eigentums. Doch da das Pferd mittlerweile eine neue (belgische) Identität inklusive eines neuen Chips hatte, war die Polizei machtlos – die ursprünglichen Besitzer wurden sofort des Hofes verwiesen, am nächsten Tag war der Wallach weg und ist seitdem nicht mehr auffindbar.

Der wohl schlimmste Fall für einen Pferdebesitzer tritt ein, wenn das Pferd (manchmal Wochen später) tot aufgefunden wird. Der Pferdebesitzer steht dann vor einem Scherbenhaufen – und einigen Aufgaben. Denn er ist immer noch der Besitzer, muss sich also um den Abtransport seines geliebten Vierbeiners (und die damit verbundene Entsorgung) kümmern.

Pina

Obduktion empfohlen

Nach Möglichkeit sollte unbedingt eine Obduktion durchgeführt werden, um die Todesursache festzustellen. Selbst bei teilweise verwesten Kadavern sollte dies versucht werden, um potentielle Fremdeinwirkung festzustellen – oder auch ausschließen zu können. Hier sollte jeder Pferdebesitzer auch daran denken, dass es die letzte Chance ist, die Todesursache festzustellen. Denn Pferde werden auch heute nicht nicht begraben, sondern zumeist in Tierkörperbeseitigungsanstalten weiter verarbeitet. Seit einigen Jahren besteht auch die Möglichkeit, ein Pferd in speziellen Krematorien einäschern (“kremieren”) zu lassen. Die Kosten liegen bei rund 3.000 Euro.

Und unbedingt die Obduktion selbst in Auftrag geben. Die Kosten belaufen sich auf etwa 150 bis 250 Euro, solange es sich um eine Standardobduktion handelt. Bestimmte toxikologische Auswertungen müssen ggf. in gesonderten Labors durchgeführt werden. Die bisher aufwendigste Obduktion in diesem Zusammenhang kostete rund 500 Euro, lieferte aber auch sehr wertvolle Hinweise. So haben wir herausgefunden, welche Art von “Sedierung” eingesetzt wurde. Und: Der Besitzer erhält den Obduktionsbericht! Erteilt hingegen die Polizei den Auftrag zur Obduktion, kann es passieren, dass die Besitzer einen Rechtsbeistand einschalten müssen, um die Ergebnisse zu erfahren (so beispielsweise erging es den Besitzern von Bahila).

Allerdings muss sich Jeder im klaren sein, dass er mit Erteilung des Obduktionsauftrages zugleich den “Verzicht auf die Rechte am Tierleichnam” erklärt. “Eine Rückgabe des Tierkörpers oder von Tierkörperteilen ist aus seuchenhygienischen Gründen nicht möglich. “Nach Abschluss unserer Untersuchungen werden Tierkörper und Organe/Gewebe über die Tierkörperbeseitigungsanstalten unschädlich beseitigt”, heißt es auf der Webseite eines Veterinäramtes.

Toxikologisches Gutachten

Eine große Bitte: Auch wenn das Pferd lebend wieder auftaucht, bitte nach Möglichkeit eine Blutprobe entnehmen und gezielt nach Sedierungs- / Tötungsmitteln suchen lassen (toxikologisches Gutachten)!!! Nur so kann man herausfinden, ob das Pferd durch Unbefugte zum Verlassen des Stalles gezwungen wurde – und wir werden mit jeder Blutprobe – sofern wir davon erfahren (das ist die 2. Bitte) – ein bisschen schlauer und vergrößern die Chance, den Tätern auf die Spur zu kommen!!!

Belohnung für sachdienliche Hinweise

Ich habe 1.000 Euro Belohnung ausgesetzt für sachdienliche Hinweise, die nachweislich zur Ergreifung der Täter führen. Sollte sich jemand eine Blutprobe nicht leisten können, kann ich zumindest ein bisschen aus diesem Topf unterstützen, sprecht mich gerne an!

Passt bitte gut auf Eure Pferde auf….


Ein letztes Bild von Bahila:

Bahila

author avatar
Beatrice Hohl

Das könnte Dich auch interessieren:

0 Kommentare